Mühlsteinbrüche um die Biber bei Brannenburg
In den Wassermühlen beiderseits des Inns dominierten Mühlsteine aus gelblichem Nagelfluh. Dieses Konglomeratgestein konnte auf den Steinbrüchen der Biber in Degerndorf, Gemeinde Brannenburg zurückgeführt werden. Die Biber ist ein Höhenzug in Brannenburg; sie besitzt eine Länge von 850 m und eine Breite von 400 m und erhebt sich rund 30 m über das Tal. Sie wird heute von drei Großsteinbrüchen abgebaut.
Die Felskuppe entstand aus Geröllen, die der Inngletscher während der Riß-Eiszeit vor 200.000 Jahren in einem Flussdelta und einem Nebengletscherstrom, dem des Förchenbachs, als Grundmoräne abgelagert hatte. Seine nach Norden abfallende, bis zu rund 7o m mächtige Schüttung wurde durch geochemische Prozesse mit gelblich-grauen, kalk- und kieselsäurehaltigen Wässern und Schlämmen durchtränkt und unter Druck zu einem außerordentlich festen Gestein verkittet, dem Nagelfluh (Fluh = Fels). Das bunte Konglomerat besteht aus inneralpinen Gneis-, Granit- und Hornblenden Geröllen; sie machen die Härte, Festigkeit und Frostsicherheit aus. Auf den ersten Blick scheinen die groben, fast wie Waschbeton aussehenden Nagelfluhgesteine kaum geeignet für das Mahlen von feinem Mehl. Tatsächlich sind überwiegend nur Bodensteine erhalten, die darauf hinweisen, dass zahlreiche Mühlen beim Entspelzen und Mahlen von Viehfutter mit groben Bodensteinen aus Biberkonglomerat arbeiteten.
Ein Bild aus den Jahren um 1910 zeigt einen Block, der aus einem oberen Wandteil herausgebrochen war. Auf der Schicht-Oberseite sind die typischen Abrissspuren von mindestens 25 Mühlsteinen zu erkennen. Im Gelände sind noch weitere Denkmäler dieser Art erhalten, wie etwa der 3,5 m senkrecht herausragende Block am westlichen Fuße der Treppe der Wallfahrt zur Hl. Maria Magdalena. Beide Seiten tragen die Spuren von mindestens 13 in der Technik T 5 abgesprengten Mühlsteinen von bis zu 1,2 m Durchmesser. Der mächtige Stein auf der rechten Seite mit einem Durchmesser von 1,2 m und einer Dicke von 0,4 m brach während der Arbeit und blieb deshalb vollständig erhalten. Auch neben der Eremitenklause oben auf dem Berg sind mehrere Steine in einer Höhlung gebrochen worden.
Im Bereich des Steinbruchs Grad wurde im Jahr 2009 beim Freiräumen eines Abstellplatzes alter Abraum angeschnitten, aus dem mindesten ein Rohling und ein fertiger Mühlstein geborgen werden konnten. Aus dem historischen Abraum stammt außerdem der Block eines auf der Rückseite schichtgebrochenen, ursprünglich mindestens doppelt so großen Nagelfluhblocks von 1,3 m Höhe, auf dem noch drei, wahrscheinlich vier Mühlsteinabrissflächen erhalten sind. Der Abbau zeigt hier – im Gegensatz zu Hinterhör, vermutlich als Folge des gröberen Gesteins – eine technische Variante, indem die Bahn zum Freischlagen des Mühlsteins nicht breit U-förmig, sondern V-förmig angelegt war. Diese Technik scheint weniger aufwändig, obwohl dadurch die Keile wahrscheinlich schwerer einzuschlagen waren und das Ablösen häufiger mißlang.